Historisches über die Gemeinde
Die Geschichte der Gemeinde Forstinning beginnt in Sempt. Dort war der Verkehrsknotenpunkt dieser Gegend mit der Grafenburg als Handelsplatz, mit einem vom König verliehenen Markt (fiscale forum 11. Jh.) und dem Reichshof (934 curtis fiscalis). Die einstmalige große Bedeutung dieser Einöde rührt nicht erst aus bajuwarischer Zeit her. Diese Auffassung bestätigen zahlreiche Bodenfunde aus der näheren Umgebung.
Das in der prähistorischen Staatsammlung verwahrte keltische Bronze-Widderfigürchen aus Sempt steht vielleicht in Beziehung zu der keltischen Viereckschanze bei Aitersteinering, deren Wälle durch die Bodenbearbeitung allerdings schon weitgehend verflacht sind. Nach den neuesten Erkenntnissen dienten solche Schanzen als Kultplätze. Spuren aus vorgeschichtlicher Zeit sind auch sonst recht zahlreich. Im nahen Staatsforst treten hallstattzeitliche Grabhügel in größeren Gruppen auf. Der Rest einer römischen Villa wurde vor einigen Jahrzehnten in der Einöde Berg bei Forstinning gefunden, und in Forstinning holte ein Bagger 1958 ein bronzezeitliches Vollgriffschwert heraus, dessen Alter auf rd. 3.200 Jahre geschätzt wird. Heute steht in Sempt nur noch eine Mühle; von der einstigen Burg und von der 1803 abgebrochenen Kirche deckt das Flüsschen Sempt bei Überschwemmungen zuweilen Mauerreste auf, legt auch manchmal den ehemaligen Burggraben frei, dessen lose geschichtetes Erdreich den stürmischen Fluten nicht den gleichen Widerstand entgegensetzt, wie der gewachsene Boden. Sempt war ja eine vom Fluss umspülte Wasserburg.
Wenngleich eigentlich Ebersberg das Erbe von Sempt übernahm, muss doch Forstinning zu dem Marktflecken Sempt in enger Verbindung gestanden haben. Die dortige, Johannes dem Täufer geweihte Kirche könnte die Taufkirche der Urpfarrei Forstinning gewesen sein. Der Fund eines bajuwarischen Reihengräberfriedhofs besagt das gleiche, was die Form des Ortsnamens erwarten lässt: Forstinning ist eine Gründung aus der Landnahmezeit. Der erste Siedler war ein "Undeo" aus einer in dieser Gegend häufig auftretenden Sippe. Aus ihr dürfte der um 1050 mit einem "Engildeo" bezeugte Ortsadel hervorgegangen sein. Die älteste Form des Ortsnamens um 804 (1200-Jahr-Feier im Festjahr 2004) lautet demgemäß "Undeoingas". Nach vielerlei Wandlungen über Undeingin, Undingen und Inding taucht erst im 17. Jh. gemäß der Lage am Forst die Bezeichnung Forstinning auf, zuweilen auch Pfarrinding.
Die Pfarrkirche Mariä Heimsuchung erhielt die jetzige Gestalt durch den Münchner Baumeister Trischberger im Jahre 1765/66. Die gut erhaltenen Deckenfresken aus dieser Zeit stellen Mariä Heimsuchung und die Verehrung Mariens durch Papst Silvester dar. Ein wertvolles Glasgemälde mit der Signatur "ulrich hadersberger 1497" war 1788 noch vorhanden, jedoch bei der Inventarisation der Kunstdenkmäler 1899 verschwunden. Der Hochaltar wurde von einem Meister in Markt Schwaben angefertigt. Nebenpatron der Kirche war St. Silvester, dem eine im 15. Jh. gegründete Silvesterbruderschaft mit Wallfahrt gewidmet war; er galt hier vor allem als Viehpatron.
Obwohl am Vorhandensein einer Urpfarrei kaum zu zweifeln ist, lässt sich eine Pfarrei erst 1315 nachweisen. Diese gehörte früher zum Dekanat Buch; heute ist das Dekanat Markt Schwaben zuständig.
Das älteste bekannte Schulhaus stand auf dem Anwesen Werther (Hs. Nr. 2). 1827 baute die Gemeinde das alte Schulhaus, das jetzige Rathaus, das 1868 und 1890 erweitert wurde. Das neue Schulhaus wurde nach dem Entwurf des Architekten Kellner 1958 errichtet und 1973/74 erweitert.
In Moos bei Forstinning hielt sich einige Zeit der Komponist Carl Maria von Weber auf.
In den Jahren 1871/72 wirkte an der Forstinninger Schule der später berühmt gewordene Reformpädagoge Dr. Georg Kerschensteiner als Hilfslehrer.
Die Lage der Gemeinde Forstinning am Rande des Ebersberger Forstes wird in dem sogenannten "redenden" Wappen durch zwei heraldisch stilisierte Fichten versinnbildlicht. Als ortsgeschichtliche Besonderheit gilt die St.-Silvester-Bruderschaft, die nach älteren Unterlagen hier auch eigenen Grundbesitz hatte. Das als Silvester-Attribut geltende Kreuz wurde ebenfalls in das Wappen von Forstinning aufgenommen.
Auch wenn sich Forstinning nach Süden und Norden ausgeweitet hat, verleugnet es nicht seinen ursprünglichen Charakter als Straßendorf. An der alten Fernstraße München - Mühldorf gelegen, gewann der Ort Bedeutung. Um 1237 gab es in Forstinning eine "Taferne".
Der Durchgangsverkehr bestimmte in alter und neuerer Zeit die wirtschaftliche Entwicklung von Forstinning. Die Straße brachte sowohl Gutes als auch Schlechtes in das Dorf. In den vielen Kriegen kam es zu Truppeneinquartierungen und Plünderungen, besonders während der Napoleonischen Kriege und im Spanischen Erbfolgekrieg. Einen riesigen Münzschatz von rund 3.000 alten Silberstücken fanden spielende Kinder 1958 in der Scheune des alten Hirschanwesens in Schwaberwegen. Die letzte Prägung war aus dem Jahre 1705. Die Münzen waren zum Teil sortiert und gebündelt. Der Schatz könnte demnach aus einer Kriegskasse des Spanischen Erbfolgekrieges stammen.
Seit Inbetriebnahme der A 94 ist Forstinning vom unerträglichen Verkehr der ehemaligen, mitten durch den Ort verlaufenden B 12 befreit; die Lage nahe an der jetzigen A 94 mit Anschlussstelle in Moos wertet Forstinning als Wirtschaftsstandort und als großstadtnahe Wohngegend auf, deren Ortsbild jedoch noch deutlich vom ursprünglichen dörflichen Charakter geprägt ist.
Dank des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs der vergangenen Jahrzehnte konnten auch in der Gemeinde Forstinning auf kommunalem, sozialem und kulturellem Gebiet alle Einrichtungen geschaffen werden, die von einem modernes Gemeinwesen erwartet werden.
Seit dem Jahr 1995 ist in gebundener Form eine Ortschronik zum Preis von 35,80 € im Rathaus erhältlich. Sie zeigt, wie es früher hier aussah und wie man hier lebte. Zudem werden über 200 Anwesen, meist mit Fotos, beschrieben.