Historischer Radl- und Rundwanderweg
Forstinnings Geschichte auf der Spur, zusammengestellt von Josef Polz
Im Jahr 2004 wurde die Gemeinde Forstinning 1200 Jahre alt. Der Radl- und Rundwanderweg führt zu historischen Stätten der Ortsgeschichte. Holztafeln erklären in Wort und Bild die jeweilige Bedeutung. Man radelt oder wandert auf ruhigen Strecken teils durch den Ebersberger Forst, teils an der Sempt entlang. Die Strecke ist mit Rückweg ungefähr 15 km lang und auch gut für Familien geeignet.
GPS-Daten für den Historischen Radl-Rundweg:
1
0,0 km
Urnengräberfeld aus der Bronzezeit
Hier im Pausenhof stehen wir mitten in einem bronzezeitlichen Urnengräberfeld. Die Urne in der Pausenhalle der Grundschule ist eine der zahlreichen, beim Schulhausneubau 1974 entdeckten Urnen. Sie barg die Asche eines Kindes, das um 1200 v. Chr. in unserem Gemeindegebiet lebte.
2
0,7 km
Keltische Viereckschanze
Auf alten Karten wurden solche Schanzen oft auch als Römerschanzen bezeichnet. Heute hält man sie für keltische Kultplätze, an denen man sich versammelte und den Göttern opferte. Viereckschanzen finden sich über all im ehemaligen Siedlungsgebiet der Kelten in Süddeutschland. Der Wall mit Graben maß in der Regel 90 x 90 Meter. Leider ist die Anlage in unserem Gemeindegebiet völlig eingeebnet.
3
1,9 km
Salzburg
Der Name des Ortsteils weist darauf hin, dass hier die alte Salzstraße, von Wasserburg kommend, den Forst verließ und weiter nach Sempt führte. An der südlichen Sakristeiwand unserer Pfarrkirche findet man die Inschrift: Kaspar Stauderer, Bürger und Vistner (Vielleicht Visitator) zu Salzburg, gestorben 1598. Man kann annehmen, dass dieser Mann etwas mit der Registrierung und Überwachung des Salztransport zu tun hatte.
4
2,1 km
Verlauf der Salzstraße
Hier verlief wahrscheinlich die Salzstraße. In den alten Forstkarten ist sie als Hoiweg = Halweg eingezeichnet. Hal ist das lateinische Wort für Salz. Einmal aus dem Forst heraus, führte die Salzstraße über Siegstätt nach Forstinning und Sempt, wo das Salz für den Weitertransport über die Isarbrücke bei Oberföhring zwischengelagert wurde.
5
3,4 km
Hügelgräber aus der Hallstattzeit
Die Hügelgräber aus der späten Bronzezeit (800 Jahre v. Chr.) bis zur Hallstattzeit (500 Jahre v. Chr.) sind ein bis drei Meter hohe, gewölbte Erdhügel über gezimmerten Grablegen (eine Art grob gezimmerter offener Sarg) und Urnen mit der Asche der Verstorbenen. Die Hügel sollten die Ruhe der Toten sichern. Die Gräber wurden oft von einer Großfamilie oder Sippe über Generationen hinweg genutzt und erweitert, deshalb auch die unterschiedlichen Größen der Hügel.
6
5,1 km
Abschnitt der Römerstraße von Augsburg nach Wels/Österreich
Die Römerstraße Augsburg-Wels war eine wichtige Ost-West-Verbindung für die römischen Besatzungstruppen in Rätien, wie das Land zwischen Donau und Alpen um 150 n. Chr. genannt wurde. Die Römer bauten ihre Straßen schnurgerade, weil so die Strecken am kürzesten waren und leichter überwacht werden konnten. Der Abschnitt durch den Forst war eine sogenannte Hochstraße (erhöht gegenüber dem umgebenden Gelände) und diente noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts als Reise- und Handelsweg. Entlang der vorhandenen Materialgruben (kleine Kiesgruben, für die Befestigung der Straße) findet man heute den Straßenverlauf etwa 50 Meter südlich des Rotsäulerl Geräumt.
7
5,9 km
Hochäcker
Die Hochäcker liegen am Forstrand neben dem Inninger Straßl, das ist die Fortführung der Parkstraße im Forst. Da die Zeiten (von etwa 1600 bis 1800) früher durch Kriege und durchziehende feindliche Heere oft zu Hungersnöten führten, legten die Bewohner, wo es möglich war, im Schutze des Waldes kleine Äcker an, um so die Feldfrüchte und Ernten vor plündernden Soldaten zu retten. Die Wölbung der Äcker entstand durch wiederholtes Pflügen hin zur Mitte des Ackerbeetes.
8
6,8 km
Glockenbecher aus der Jungsteinzeit
In der "Holzner Kiesgrube" fand sich die älteste Spur der Anwesenheit von Menschen im Gemeindegebiet. Tief im Kies, auf Höhe des Grundwasserspiegels kamen die Scherben eines Glockenbechers aus der Jungsteinzeit zu Tage. Ein dunkler, trichterförmiger Kegel im helleren Kies zeigte, dass die damaligen Bewohner eine tiefe Senke gegraben hatten, um an das frische Wasser zu kommen, und ihr Krug, der Glockenbecher, ging so lange zum Brunnen, bis er brach. Die Parkstraße, auf der wir uns befinden, war früher die Herdgasse, auf der die Rinder und Schweine zur Waldweide in den Forst getrieben wurden.
9
10,3 km
Fundort des Widderfigürchens
Auf dieser Sempter Flur entdeckte ein pflügender Ackerknecht um 1910 das keltische "Widderfigürchen von Sempt", das jedem bayerischen Archäologen bekannt ist. Es stammt aus der Zeit ungefähr 100 Jahre n. Chr. Gläubige Menschen hatten die Figur wohl als kleine Opfergabe ins Feld versenkt, als Weihegabe für eine gute Ernte und für Fruchtbarkeit der Nutztiere. Das Original befindet sich im Prähistorischen Museum in München, eine Kopie ist in der Vitrine im Rathaus Forstinning ausgestellt.
10
10,5 km
Semptquelle
In der Quelle der Sempt entdeckte man beim Kiesabbau einen Hort (alter Begriff für Schatz) von etwa 50 Spangenbarren aus der mittleren Bronzezeit (1200 v. Chr.). Sie dienten als Zahlungsmittel und dem Bronzeschmied als Rohmaterial zur Anfertigung von Waffen, Schmuck und Werkzeugen. Quellen galten als heilige Orte und so kann man annehmen, dass dieser Schatz dort einst versteckt oder den Naturgeistern geopfert wurde. Leider konnten nur drei Barren sichergestellt werden. Die Spangenbarren sind in der Vitrine im Rathaus Forstinning ausgestellt.
11
11,0 km
Abschnitt der Römerstraße von Regensburg nach Helfendorf
Die Römerstraße von Regensburg nach Helfendorf durchquerte zwischen Niederried und Sempt die Gemeindeflur und traf in der Nähe von Niederried auf die bei Station 6 beschriebene römische Ost-West-Verbindung. Der genaue Kreuzungspunkt ist bis heute unbekannt. Entdecker gesucht!
12
11,4 km
Kirche von Sempt
Zwischen den Anwesen Steiler, Sempt Nr. 1 und Garmeier, Sempt Nr. 3, stand neben dem Bachbett das gotische Johanniskirchlein von Sempt. Es wurde 1803 im Zuge der Säkularisation (d.h. Einziehung kirchlichen Besitzes durch den Staat) abgerissen. Der genaue Standort ist bis heute unbekannt und kann noch erforscht werden, ebenso wie die Lage der Burg der Grafen von Sempt, die auch in diesem Gebiet vermutet wird.
13
12,5 km
Übergang der Römerstraße über die Sempt, beim Anwesen Deuringer (Hausname Möslschneider)
Der Übergang der Römerstraße über die Sempt war in der Zeit der römischen Besatzung sicherlich durch einen kleinen Militärstützpunkt (Kastell) gesichert. Es könnte gut sein, dass sich daraus der Ortsteil Sempt entwickelt hat. Geht man über die kleine Holzbrücke hinter dem Anwesen Deuringer, sieht man nach ca. 50 Metern links in der Waldwiese noch deutlich die Wölbung der Römerstraße.
14
12,7 km
Römischer Gutshof oder Villa
Vom Anwesen Deuringer, Sempt Nr. 4, in Richtung Osten schaut man auf eine Anhöhe. Dort, wo heute der Ortsteil Berg liegt, gab es vor 1800 Jahren einen römischen Gutshof. Man kann annehmen, dass von dort aus wohl die Wachmannschaften für die Brückensicherung versorgt wurden und vielleicht diente der Gutshof auch dem Befehlshaber als Quartier. Genauere Fundberichte sind nicht bekannt.
Wildsau-Radweg
Der Wildsau-Radweg (BUGA-ThemenRoute) führt auch über Forstinning.